Kehrt nun Ruhe ein im Aemtler-Areal?

Drei Messerstechereien und eine Auto-Amokfahrt durch den Friedhof Sihlfeld haben das Quartier erschüttert. Nun nimmt das Polizeidepartement die Zügel in die Hand.

Pete Mijnssen (Text und Bild)


Ein für einmal meditativer Blick auf das Aemtler-Areal, menschenleer.

Aufgeschreckt von Medienberichten und der Anwohnerschaft, wollten die Gemeinderäte Raphaël Tschanz und Mélissa Dufournet vom Stadtrat wissen, wie dieser die Missstände in der Umgebung des Aemtlerschulhauses angehen will und welche Massnahmen zu deren Behebung ergriffen werden.
Lärmklagen beim Aemtlerareal sind nicht neu. Laute Fussballderbys, Partys im hinteren Teil der Anlage sowie eine dominante Jugendgruppe hielten den Runden Tisch bereits in den letzten Jahren auf Trab. Als es zuerst im Februar, dann an Ostern und zuletzt an Pfingsten zu Messerstechereien mit Schwerverletzten kam, reichte es vielen im Quartier. Die Amokfahrt mit einem gestohlenen Sportauto Mitte Juni hatte zwar vermutlich nichts mit den vorangegangenen Vorfällen zu tun, war aber der Tropfen, der das Fass überlaufen liess.

Anwohner klagt gegen die Stadt
Die Klage eines Anwohners gegen die Stadt liess den Quartierverein auf den Plan treten. Sie löste verschiedene Presse-Artikel und die erwähnte Anfrage im Gemeinderat aus. Der anonym bleiben wollende Kläger* wirft den Behörden vor, dass sie das Nachtverbot (ab 22 Uhr, im Sommer 23 Uhr) seit Jahren nicht durchsetzen. Tatsächlich ist mit dem Neubau des Schulhauses und der Neugestaltung des Areals vor zwei Jahren die Attraktivität auch nachts gestiegen. Praktisch jedes Wochenende (und oft auch unter der Woche) wird gefeiert, werden Alkohol und andere Substanzen konsumiert. Eine Areal-Nachtschliessung verwarf der Runde Tisch, da nicht durchsetzbar.
Der Privatkläger führt nun seit einiger Zeit Lärmmessungen durch. Diese lägen v.a. nachts weit über den Grenzwerten, die in der Lärmschutzverordnung verankert seien, erklärt er gegenüber Quartiernetz3. Für Anwohner, deren Schlafzimmer gegen die Bertastrasse und zum Areal liegen, sind diese Nachtruhestörungen ein echtes Problem. Offenbar entsorgen die Partygäste, kaum ist endlich Ruhe eingekehrt, auch noch ihre Flaschen. Der Schlaf wird nochmals gestört, wenn die Putzequipen von Grün Zürich frühmorgens die Überbleibsel aufräumen.

Stadtrat hält den Ball ultraflach
Wie reagiert nun der Stadtrat auf diese Klagen? Er schreibt in seiner Antwort auf die gemeinderätliche Anfrage, «dass strafbare Handlungen dieser Art überall im öffentlichen Raum geschehen». Daraus schliesst er: «Eine Häufung von Delikten gegen Leib und Leben oder Drogenhandel wurde in der Anlage bisher nicht festgestellt.» Unklar bleibt, weshalb er die Messerstechereien mit drei Schwerverletzten nicht als Delikte gegen Leib und Leben wertet.

Dennoch hat der Stadtrat offenbar an einer Sitzung im August den Handlungsbedarf erkannt und ab sofort eine neue Verantwortliche ernannt. Damit wird auch der traditionelle Runde Tisch teilentmachtet, was die neue Delegierte Quartiersicherheit, Dayana Mordasini jedoch von sich weist. Vielmehr sorge dies nun für klare Verhältnisse: «Für die Stadtverwaltung ist es wichtig, dass es eine klare Ansprechperson gegen aussen gibt.» Sie hält fest, dass sich die Situation im Juli und August gemäss Sip Züri und der Stadtpolizei bereits beruhigt habe. Was nicht weiter überrascht in der Sommerferien-Zeit. Immerhin scheinen sich einzelne Gruppierungen nach anderswo verschoben zu haben.
Fazit: der nächste Frühling kommt. Bis dann wollen die AnwohnerInnen glaubhafte Antworten auf ihre drängenden Fragen und die BewohnerInnen sich an einem gepflegten, allgemein zugänglichen Areal erfreuen.

*Name der Redaktion bekannt.